Die Bildungsforscher um Dr. Wackermann zeigten bereits 2006 in einer Videostudie an acht Gymnasien und drei Gesamtschulen, dass eine Viertelstunde mehr Praxis den Schülerinnen und Schülern beim Lernen helfen kann. 45-minütige Schulstunden böten oft nicht die Gelegenheit, den Lernprozess sinnvoll zu beenden. Auch eine Reflexion des Stoffes sei nicht möglich.
In der jetzt vorgelegten Studie analysieren Dr. Wackermann und sein Team eines der 2006 getesteten Gymnasien in Wuppertal erneut. Das Wilhelm Dörpfeld-Gymnasium stellte vor einiger Zeit die Schulstunden auf 60 Minuten Dauer um. Die Wissenschaftler stellten fest, dass die Schülerinnen und Schüler auch in der verlängerten Unterrichtszeit aktiv und konzentriert arbeiten, Themen können umfassender behandelt werden, Lehrer und Schüler bekommen die Gelegenheit, das Gelernte zu reflektieren. „Längere Schulstunden können die Qualität des Unterrichts verbessern. Es ist eine Veränderung, die wir nutzen sollten, auch wenn es keine Pauschallösung ist“, sagt Dr. Rainer Wackermann.
Die 45-minütige Unterrichtsstunde geht auf eine Entscheidung aus dem Jahr 1911 zurück. Damals wurden die Unterrichtsstunden von 60 auf 45 Minuten verkürzt, um in der üblicher werdenden Halbtagsschule sechs Fächer an einem Vormittag unterrichten zu können. Hierbei lagen keine didaktischen oder pädagogischen Argumente zu Grunde. Inzwischen stellen immer mehr Schulen auf 60-minütige Unterrichtsstunden um.
Die Studie ist veröffentlicht unter http://dx.doi.org/10.1016/j.pisc.2015.12.009
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Dr. Rainer Wackermann
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